Einige kleine Zusätze:
Ich habe weiter oben relativ grob Verallgemeinert und Drogen insgesamt als eine Troststrategie bezeichnet. Tabak bzw. Nikotin unterscheiden sich aber in ein einem für mich wesentlichen Punkt: Rauchen
betäubt nicht.
Vielmehr verbessert Nikotin Gehirnfunktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen.
Quote:"Außerdem bestehe eine enge räumliche Beziehung zum dopaminergen Belohnungssystem, einer entwicklungsgeschichtlich entscheidenden Struktur. Sie wirkt auf Funktionen wie Essen, Trinken und Sexualität, die notwendig sowohl für die Existenz des einzelnen Menschen als auch für das Überleben der Art sind. Beim Rauchen belohnt sich der Mensch also ebenso wie bei der Ausführung existentieller Handlungen."
http://tinyurl.com/d7w2xgDas geben sogar überzeugte Nikotingegner wie etwa das Rauchstoppzentrum (welch einfältige Namenswahl) zu.
Dies dürfte auch erkären, warum das Rauchen allgemein so verdächtig ist, denn die postpuritanische Gesellschaft kompensiert den Sinnverlust und das Wegfallen des metaphysischen Halts mehrheitlich nicht durch eine Verstärkung der sinnlichen Erfahrung, sondern durch Reduktion, also durch Betäubung. Man sehe sich hierzu nur einmal die Vielzahl sogenannter "Light"-Produkte an, das eilfertige Eingreifen des Zensors, wenn ein Kunstwerk ein Zuviel an sinnlichen Reizen bietet, oder die Diskussion um angeblich "satanische" (weil zu laute) Musik.
Es ist nicht mehr das Ziel, alles auszukosten, was einem die Welt bieten kann sondern im Gegenteil strebt man ein Leben als buddhistischer Mönch an, der, um ein Minimum an Leiden zu erfahren, kurzerhand allem weltlichen entsagt. Denn wenn man es streng betrachtet sind alle Sinnesreize in letzter Konsequenz
Schmerzen, da irgendwelche äußeren Ursachen auf die Nerven einwirken. Die Gesellschaft setzt somit Schmerzvermeidung um den Preis der Sinnlichkeit als höchste Priorität.
Begünstigt wird das ganze noch durch eine Art Peter-Pan-Komplex, durch die Sehnsucht des sich durch von Politik und Presse eingeimpftem kollektivem schlechten Gewissen schuldig fühlenden Individuums nach dem verlorenen Zustand der Unschuld (den es natürlich nie gegeben hat). Eine Regression ins Infantile ist die Folge - welch guter Boden für den Nanny-Staat, wenn plötzlich alle wieder große Kinder sein wollen. Daß "Basic Instinct" einer der letzten großen Blockbuster war, der noch "erwachsene" Themen behandeln durfte, verwundert in diesem Falle nicht weiter - das gegenwärtige Hollywood-Kino hingegen ist asexuell, natürlich weitgehend rauchfrei und bedient kindliche Vorstellungswelten (auch wenn die gebotene Zerstörungswut oder die Zigarettenpause in "Avatar" teilweise noch die Sittenwächter auf den Plan ruft). Ein unseliger Trend, der sich natürlich auch in allen anderen Bereichen der Erlebniskultur beobachten läßt.
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Abschließend stellt sich mir noch etwas off-topic die Frage, wie dieser tauchende Lehrer eigentlich Schüleraufsätze objektiv beurteilen will, da er sich in seinem Forum weder des Lesens fähig noch in der Lage zeigt, die Dinge ohne ideologische Brille zu betrachten.
Der mir unterstellte Weltschmerz ist doch viel eher sein eigenes Leiden, erkennbar an seinem an Alkoholikergejammer grenzenden Duktus. Aber der Suff war ja schon immer vor allem der Exzess des Puritaners.