freiraucher schrieb on 11.01.13 um 13:08:28:
Jetzt wird noch der Begriff "wichsen" in der kleinen Hexe gestrichen. Mal gespannt wann das Wort "Hexe" dran ist.
"Verlag streicht "wichsen" aus Kinderbuch
Wer "wichst" heute noch die Schuhe? Im Zuge der Prüfung missverständlicher Begriffe in den Kinderbuchklassikern Otfried Preußlers will der Thienemann Verlag nach "Farbiger" ein weiteres überkommenes Wort aus "Die kleine Hexe" und "Räuber Hotzenplotz" beseitigen..."http://www.spiegel.de/kultur/literatur/nach-Farbiger-verlag-streicht-auch-wichse... Und wieder geht eine Chance flöten, ein Wort, dessen andere Bedeutung sie später schon noch auf dem Schulhof erfahren werden, in der eigentlichen, wenn auch veralteten Bedeutung zuerst kennenzulernen. Der Verantwortliche im Verlag scheint einfach eine dreckige Fantasie zu haben. Aber muß er unbedingt von sich auf die Kindergarten- und Grundschulkinder schließen, die das Buch lesen bzw. vorgelesen bekommen? Das ist ja geradezu beleidigend.
Ich habe mich schon vor ein paar Jahren aufgeregt, weil in einer Geschichte von Astrid Lindgren, die ich sehr mochte, ein Wort geändert wurde, bei dem ich das überhaupt nicht einsehen konnte. Die Mutter eines Kinds, das gerade sprechen lernt, gibt vor einer anderen Mutter eines Gleichaltrigen mit dem an, was ihr Junge schon alles kann, sogar "Rotationsmaschine" könne er schon sagen. Heute steht da "Wetterbericht".
Warum diese blödsinnige Änderung? Ich mochte das Wort damals, als ich es als Kind gelesen habe, gerade deswegen, weil ich es nicht kannte.
Ich weiß natürlich nicht, was im Original stand, aber ich kann es nicht ausstehen, wenn Kinder von oben herab behandelt werden. Und Wörter zu ersetzen, weil man Kindern nicht zutraut, sie sich beim Lesen, ggf. eben durch Fragen, anzueignen, auch wenn sie sie zuvor nie gehört haben, ist von oben herab. Eine Variante von "Das verstehst du noch nicht". Aber das paßt in diese Zeit. Wo man Erwachsene wie Kleinkinder behandelt, warum sollte man da ausgerechnet Kinder wenigstens ein bißchen was zutrauen? Gerade gestern hatte ich wieder einen Text in der Hand, in dem in schönster Selbstverständlichkeit von "Jugendlichen bis 20" die Rede war ...
Es tut mir schrecklich leid für Otfried Preußler, daß er sich gegen die Verhunzung seiner Bücher offenbar nicht mehr zu wehren imstande sah, denn genauso liest sich das im Verlagsstatement zwischen den Zeilen. Ich glaube, ich an seiner Stelle hätte dem Verlag gesagt, wenn's ihm nicht paßt, was in seinen Büchern drinsteht, solle er die Rechte an ihnen halt aufgeben.