G-H-L schrieb on 05.09.13 um 17:53:56:
Hallo,
bin zur Zeit in einem Projekt bei einer Firma beschäftigt, wo die Raucher zum Rauchen das Gebäude verlassen müssen und natürlich auch ausstempeln müssen.
Bei dem Projekt muß ich zu vorgegebenen Terminen Anrufe tätigen. Zwischen den Anrufen kann man praktisch Däumchen drehen bis zum nächsten Termin. Natürlich wird dies als Arbeitszeit bezahlt. Geht nun aber ein Raucher während dieser Zeit raus zum Rauchen, wird diese Zeit nicht bezahlt. Hier wird also der Raucher eklatant benachteiligt.
Zudem ist in dieser Zeit der Raucher ja auf der Arbeit, also quasi in Bereitschaft. Und auch Bereitschaftsdienste sind Arbeitszeit und somit zu bezahlen. Dies gilt sogar für einen Stellvertreter, der auf Abruf zu Hause ist, falls der Arbeitnehmer der Bereitschaft hat, ausfällt.
Darüber hinaus, aber das wurde ja auch schon mehrfach angedeutet, wird gerade in Raucherpausen häufig über berufliche Dinge diskutiert und debattiert. Demnach wäre auch die Raucherpause reguläre Arbeitszeit. Denn wenn die Mitarbeiter am Gang stehen oder aber an der Kaffeemaschine über betriebliche Dinge reden ist das auch bezahlte Arbeitszeit.
Ähnlich verhält es sich, wenn man zwecks einer Besprechung das Gebäude verläßt um die Abteilung im anderen Gebäude aufzusuchen, so stempelt man dies als Dienstgang, der wiederum als Arbeitszeit bezahlt wird. Klar, dass man dabei außerhalb des Gebäudes auch mal eine Zigarette raucht.
Egal, wie man das dreht oder wendet, ich komme immer zu dem Schluß, dass man mit solchen Praktiken die Raucher nicht nur diskriminiert, sondern vielmehr drangsaliert. Mich würde mal Eure Meinung hierzu interessieren.
Gruß
Gerhard
Selbstverständlich will man die Raucher damit drangalisieren und diskriminieren!
1) Wir machen "Raucherpausen" nur deshalb, weil wir nicht mehr in unseren Büros / an unseren Arbeitsplatz rauchen können! Kommischerweise auch dort nicht, wo Einzelbüros vorhanden sind, oder alle im Büro Raucher sind.
Früher hat man sich einfach eine Zigarette im Büro angezündet und weiter gearbeitet. Kein Raucher kam auf die Idee, dass er dafür eine "Pause" machen muss. Und wer ist schuld, dass es jetzt anders ist? Die Raucher bestimmt nicht!
2) Nichtraucher machen auch Pausen (über Fußball, Urlaub, Hobbys, Autos und was auch immer reden, Kaffee /Tee trinken, den nächsten Urlaub planen, das Fenster anschauen und dabei träumen, usw.). Nur dass sie dabei nicht rauchen und deshalb das Büro nicht unbedingt verlassen müssen.
3) Es ist auch gut so, dass alle ab und zu eine Pause machen! Als Arbeitgeber würde ich sehr nervös werden, wenn ein Mitarbeiter, der schon 5 Stunden ohne Pause intensiv gearbeitet hat, jetzt eine große Summe Geld verwaltet oder einen ganz wichtigen Brief schreibt. Die Konzentration lässt einfach nach, Menschen sind keine Maschinen (und sogar diese brauchen ab und zu eine Pause und eine Wartung!).
Schlecht ist nur, dass man die Leute gegeneinander hetzt, in diesem Fall die Nichtraucher gegen die Raucher. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch schlecht für das Arbeitsklima, also automatisch auch für die Arbeitsleistung beider Gruppen!
4) Viele Vorgesetze und Unternehmer haben leider noch eine "Kindergarten-Mentalität": Hauptsache, der Mitarbeiter sitzt jeden Tag möglichst lange auf seinem Stuhl! In Wirklichkeit ist die Arbeitsleistung und das rechtzeitige Erreichen der Arbeitsziele das Wichtigste für den Betrieb.
In der modernen Arbeitswelt ist die Arbeitsleistung immer weniger an das ständige "Hüten" des Arbeitsplatzes verbunden. Es gibt sicher auch Ausnahmen, aber immer öfter ist das Ergebnis entscheidend abhängig von fachlicher und sozialer Kompetenz, Ideenreichtum, richtigem Informationsstand, Schnelligkeit und Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit, usw.
"Sitzfleisch" hat in großen Teilen der Arbeitswelt ausgedient. Deshalb ist es gar nicht so wichtig für einen Betrieb, ob ein Mitarbeiter 10 Minuten mehr Pause macht als ein Anderer (mit oder ohne Zigarette), sondern wer von den Beiden die beste Arbeitsleistung liefert.
5) Es ist völlig richtig, dass in den sogenannten Raucherpausen oft fachlicher Informations- und Ideen-Austausch stattfindet, der dem Betrieb sehr gut tut!
6) Je miserabler die Raucher in einem Betreib behandelt werden, desto demotivierter und lustloser reagieren sie. Sie werden aber deshalb nicht weniger, sie fühlen sich nur weniger mit dem Betrieb verbunden.
Das ist eine ganz normale Reaktion (nicht nur in die Arbeitswelt!). Die menschlichen Beziehungen, egal weche, basieren immer auf Gegenseitigkeit. Einer, der mich schikaniert, diskriminiert und schlecht behandelt, respektiert mich als Mensch nicht. Warum soll ich dann für ihn alles geben, was ich nur kann?
Die Motivation der Mitarbeiter und ihre "innere Zugehörigkeit" zum Unternehmen sind aber sehr wichtige Erfolgfaktoren. Die kann man "leider" nur bekommen, wenn man seine Mitarbeiter gut behandelt und ihre Individualität respektiert. Wenn man versucht, so oft wie möglich und so gut es geht, etwas für und nicht etwas gegen sie zu tun.